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Widerstandsfähige Organisationen: Die Bedeutung und Bewertung organisatorischer Resilienz

Eine resiliente Organisation zeichnet sich durch ihre Fähigkeit aus, Krisen zu bewältigen und gestärkt aus ihnen hervorzugehen. Dabei stellt sich die Frage, was genau unter Resilienz zu verstehen ist. Geht es lediglich darum, Krisen zu überstehen und zur alten Form zurückzukehren („bouncing back“), oder beinhaltet Resilienz auch das Wachsen an Krisen und die Entwicklung neuer Fähigkeiten oder Einsichten? Sollte man die Resilienz auf die Bewältigung akuter Krisen beschränken oder auch den langfristigen Umgang mit Widrigkeiten berücksichtigen? Gehört zum Konzept der Resilienz nur das Krisenmanagement oder sollten auch die Vorbereitung auf Krisen, wie Risk-Assessment und Notfallpläne, einbezogen werden?

Resilienz in der Praxis: Vorbereitung auf akute Krisen

Ein gutes Beispiel für die Vorbereitung auf akute Krisen ist die Geschichte von Morgan Stanley. Schon 1993 wurden detaillierte Pläne und Übungen durchgeführt, nachdem es einen Bombenanschlag auf das World Trade Center gab. Als am 11. September 2001 die Terroranschläge stattfanden, konnte das Unternehmen seine Angestellten schnell evakuieren und durch die Investition in Computer- und Kommunikationssysteme den Betrieb rasch wiederaufnehmen. Durch diese Vorbereitungen und die effektive Reaktion auf die Krise konnten sie die Auswirkungen minimieren und Verluste vermeiden.

Messgrößen für organisationale Resilienz

In der heutigen Zeit werden für die Messung organisationaler Resilienz oft kurzfristige Kriterien herangezogen. Neben der Bewältigung von Krisen werden auch gute Umsatzzahlen, schnelles Wachstum und das Erschließen neuer Märkte als Indikatoren für Resilienz betrachtet. Diese betriebswirtschaftlichen Kennzahlen sind jedoch nicht die einzigen Messgrößen. Auch die Lebensdauer des Unternehmens, Fluktuation des Personals, Krankenstände und die Fähigkeit zur Vorbereitung auf Krisen können wichtige Faktoren sein.

Praxisbeispiel: Stora Enso

Ein beeindruckendes Beispiel für organisationale Resilienz ist das Unternehmen Stora Enso, das bereits im Jahr 1288 gegründet wurde und sich über die Jahrhunderte hinweg verschiedenen Herausforderungen angepasst hat. Ursprünglich im Kupferabbau tätig, erweiterte das Unternehmen im 20. Jahrhundert seine Aktivitäten auf Holzeinschlag und Papierproduktion. Heute zählt Stora Enso zu den weltweit größten Forstunternehmen und Papierherstellern. Die lange Lebensdauer und das stetige Wachstum des Unternehmens sind Anzeichen für dessen Resilienz.

Messgrößen für organisatorische Resilienz

Zur Messung der organisationalen Resilienz können verschiedene Kriterien herangezogen werden. Dazu gehören die Reaktion auf Veränderungen im Marktumfeld, die Anpassungsfähigkeit an neue Technologien, die Innovationskraft und die Fähigkeit zur Zusammenarbeit mit anderen Organisationen.

Ein weiteres wichtiges Kriterium ist die Führungskompetenz. Eine resiliente Organisation zeichnet sich durch eine starke und flexible Führung aus, die in der Lage ist, klare Ziele zu setzen und die Mitarbeiter während Krisen zu motivieren und zu unterstützen. Die Führungskräfte sollten in der Lage sein, Hindernisse zu erkennen, frühzeitig zu handeln und die richtigen Entscheidungen zu treffen, um das Unternehmen auf Kurs zu halten.

Auch die Unternehmenskultur spielt eine entscheidende Rolle. Eine resiliente Organisation fördert eine Kultur der Offenheit, des Vertrauens, der Kommunikation und des Lernens. Mitarbeiter sollten ermutigt werden, Risiken einzugehen, neue Ideen zu entwickeln und aus Fehlern zu lernen. Eine positive und unterstützende Unternehmenskultur trägt dazu bei, dass das Unternehmen flexibel auf Veränderungen reagieren und erfolgreich mit Krisen umgehen kann.

Resilienz als kontinuierlicher Prozess

Es ist wichtig zu betonen, dass Resilienz keine statische Eigenschaft ist, sondern ein kontinuierlicher Prozess. Organisationen müssen sich kontinuierlich an neue Bedingungen anpassen, ihre Fähigkeiten und Strukturen weiterentwickeln und aus Erfahrungen lernen, um ihre Resilienz zu stärken. Dies erfordert eine permanente Überprüfung und Anpassung von Strategien, Prozessen und Maßnahmen.

Zusammenfassung

Resilienz ist eine wichtige Eigenschaft für Organisationen in einer sich ständig verändernden und unsicheren Welt. Eine resiliente Organisation zeichnet sich durch ihre Fähigkeit aus, Krisen zu bewältigen, sich an neue Bedingungen anzupassen und gestärkt aus ihnen hervorzugehen. Die Messung organisationaler Resilienz umfasst verschiedene Kriterien wie die Bewältigung von Krisen, das Wachstumspotenzial, die Anpassungsfähigkeit, die Führungskompetenz und die Unternehmenskultur. Resilienz ist ein kontinuierlicher Prozess, der eine permanente Anpassung und Weiterentwicklung erfordert. Nur wenn Organisationen ihre Resilienz stärken, können sie langfristig erfolgreich sein und sich auf dem Markt behaupten.